Was ist nur los? Die haben doch im letzten Jahr immer gewonnen!
Haben Sie sich schon einmal gefragt, warum ein Trainer es in dem einen Jahr schafft, den Titel zu holen, und er im nächsten Jahr mit der gleichen Mannschaft einfach nicht mehr mithalten kann? Oder warum in einem Unternehmen alles wie von selbst läuft und im nächsten Jahr die Entwicklung stagniert, ohne dass klar wird, warum?
Das Spiel – ob im Markt oder im Sport – bleibt ja in etwa gleich. Was sich hingegen verändert, sind die Gegner und deren Mittel. Alte fallen weg, neue kommen hinzu, einige wechseln Trainer und Taktik, andere verstärken sich mit neuen Spielern. Im Ergebnis verhält sich der Wettbewerb nicht mehr genauso wie zuletzt.
Und das sorgt für Verschiebungen.
Aber die entgehen unserer Aufmerksamkeit, denn wir sind ja ebenfalls damit beschäftigt, neue Spieler einzugliedern oder Verletzungspech auszugleichen – um genauso erfolgreich weiter zu arbeiten, wie bisher.
Und plötzlich funktionieren die alten Spielzüge nicht mehr. Die Bedingungen haben sich verändert.
Der Trainer hat das beste Team, das er zu diesem Zeitpunkt haben kann. Schließlich kann er es nicht von einem Tag auf den anderen neu zusammenstellen. Also kommt es darauf an, wie gut Trainer und Team zusammenarbeiten und ihr bisheriges Spiel hinterfragen.
Sie müssen erkennen, an welchen Stellen sie eine andere Taktik brauchen, als die, die sie bisher sie so erfolgreich gemacht hat. Und das ist gar nicht so einfach.
Wo liegt die Hürde?
Ganz gleich, ob große Veränderung oder nur Justierung feiner Stellschrauben – der naheliegende Reflex ist die Suche nach dem, was uns bisher erfolgreich gemacht hat. Unsere Stärken, die Muster, mit denen wir früher Tore geschossen haben. Die Antwort beginnt dann meist mit den Worten: „Wir waren immer dann erfolgreich, wenn…“
Und genau das führt zurück in die Sackgasse.
Denn es gilt ja gerade, das in Frage zu stellen, was den alten Erfolg begründet hat. Zum Beispiel Stärken oder Schwächen von einzelnen Spielern. Wer denkt schon gern darüber nach, ob der teuer eingekaufte Star wirklich der beste Torschütze ist?
Das Spiel zu verändern heißt auch, Automatismen zu überwinden, die Sie sich hart erarbeitet haben. Etwa, den Ball auf die andere Seite zu spielen, anstatt direkt aufs Tor. Und Sie müssen sich trauen, neue Ideen auszusprechen und auszuprobieren, obwohl Sie das nächste Spiel auch damit wieder verlieren könnten.
Was ist, wenn zum Beispiel der Vertrieb es nicht schafft, von der jahrelangen Rabatt-Praxis loszukommen? Sie brauchen Vorschläge, die akzeptiert werden: Zum Beispiel den einen Spieler auf die andere Seite zu stellen, und einen anderen zum ersten Torschützen zu machen.
Konkret hieße das, ein Vier-Augen-Prinzip bei der Abgabe von Angeboten einzuführen, oder sogar die Produkt- und Preishoheit aus dem Vertrieb herauszunehmen. Und schließlich muss jemand mit der Mannschaft einüben, die neue Preishoheit nicht durch Rabatte zu untergraben, auch wenn sie damit jahrelang Erfolg hatten.
Der Weg
Was also hilft Trainer und Mannschaft, sich der veränderten Situation anzupassen?
Vor allem müssen sie es schaffen, einen gemeinsamen Blick zu entwickeln: darauf, was sie erreichen wollen. Sie müssen es schaffen, das Neue zuzulassen, um zumindest darüber nachdenken zu können. Jeder aus seiner Perspektive, und jeder für seinen Einflussbereich. Die Mannschaft muss in eine Art Verhandlungsprozess treten: „Wenn ich dies oder das machen soll, dann brauche ich das oder jenes von Dir“.
Der Weg zum Erfolg besteht deshalb darin, dass Trainer und Mannschaft ihre natürlichen Abwehrmechanismen überlisten.
Was ist nun Org-Hacking?
Sie kennen wahrscheinlich den einen oder anderen Trick, der das Leben leichter macht. Zum Beispiel den Müll vor die Wohnungstüre zu stellen, damit man ihn morgens nicht vergisst. Oder die Joggingschuhe schon am Vorabend herauszuholen, damit man sie morgens auch im Halbschlaf findet.
Solche Maßnahmen nennt man „Hacks“, weil sie das System überwinden helfen. Sie durchbrechen Muster und schaffen dabei neue. Sie nutzen das System und heben so sein Leistungsniveau.
Diese Handgriffe helfen uns, so zu handeln, wie wir es uns vorgenommen haben – und eben nicht ganz anders, der Gewohnheit folgend, oder schlicht aufgrund kurzfristig geänderter Prioritäten.
Auch eine Organisation braucht solche Hacks. Ein Beispiel: Wenn ein Mitarbeiter die Strategie für seinen Fachbereich zusammen mit dem Chef vorbereitet, wird er es genau so machen, wie sein Chef es haben will. Soll er aber selbst darüber nachdenken, hilft meist eine dritte Person, die das mit ihm ausarbeitet. Das wäre so ein Org-Hack.
Oder: Innovationsaufgaben sind meist unstrukturiert und man arbeitet nicht jeden Tag daran. Will man am Freitagnachmittag da weitermachen, wo man vor einer Woche aufgehört hat, dann unterliegt die Aufgabe leicht der deutlich klarer strukturierten Reisekostenabrechnung. Innovation bleibt dann aber liegen. Manche Unternehmen bilden deshalb Teams, die dann in Gespannen in Sprints arbeiten. Auch das ist ein solcher Org-Hack.
Das braucht die Organisation immer dann, wenn sie etwas tun soll, wofür ihre heutige Struktur nicht gemacht ist. Neue Märkte erobern, obwohl man noch nach den Regeln der Alten arbeitet. Digitalisierung nutzen, obwohl die Organisation keinen Bedarf sieht. Ein ERP-System auswählen, während man gleichzeitig die Prozesse neu gestaltet.
Wenn die Organisation nach den gleichen Mustern handelt, wird das Ergebnis ebenfalls immer das gleiche sein. Das Neue braucht dann besonderen Schutz. Durch Strukturen, die gegen das Tagesgeschäft resistent sind und mit Methoden, die dem Team dabei helfen, in eine neue Richtung zu denken.
Warum ein Trainerwechsel Wunder wirkt.
Wenn dringend Erfolge gebraucht werden, schicken manche Trainer ihr Team in Klausur. Andere versuchen, mit viel Druck eine neue Taktik durchzupressen. Wenn das Vorgehen dann nicht fruchtet, wird oft der Trainer ausgewechselt. Schließlich muss der Neue keine Altlasten überwinden, sondern kann sich mit dem Team neu finden.
Dem alten Trainer bleiben also nur zwei Möglichkeiten: schafft er es, sein eigenes Denken zu überwinden, und gibt er dem Team die Möglichkeit, die Veränderung zu verstehen und zu gestalten? Oder lässt er sich auswechseln?
Ich denke, Org-Hacker sind auf lange Sicht erfolgreicher.
Bilder: pixabay
Dr. Torsten Herzberg. Unternehmensentwickler, Vorwärtsbringer, Org-Hacker.
Meine Auftraggeber - sie haben ein tolles Team und starke Ideen. Und sie haben größeres vor. Sie entwickeln neue Strategien, treiben Innovationen voran, ihr Unternehmen wächst. Dabei ist es vor allem die eigene Organisation und ihr Zusammenspiel, das ihnen im Wege steht. Gemeinsam überwinden wir diese Grenzen und heben das Team auf ein neues Leistungsniveau. Wir machen Ziele und Ideen umsetzbar, bereiten die Organisation auf Wachstum vor, und entwickeln notwendiges Know-how. Mit welchen Fragen sie noch zu mir kommen, erfahren Sie hier.