Herzbergs Wachstums-ABC: O wie Outsourcing
Outsourcing oder nicht? Ein wachsendes Unternehmen kommt um diese Fragestellung fast nicht herum. Was für die Einen als Allheilmittel gegen den immerwährenden Ressourcenmangel gilt, sehen die Anderen als Zeit-, Nerven- und Margenkiller. Viel zu häufig aber erlebe ich die Diskussion als geprägt von unausgesprochenen Dogmen oder Missverständnissen. Es wird also Zeit, sich der Frage strukturiert zu nähern.
Die größten Hürden in der Organisation von Unternehmenswachstum, gesammelt in meinem Wachstums-ABC – von A wie Autobahntunnel bis Z wie Zellteilung. Den gesamten Überblick finden Sie hier.
Beim Outsourcing kaufen wir externe Ressourcen oder gleich einen ganzen Prozess von außen zu, bzw. verlagern ihn zu einem Partner. Damit verändern sich die Spielregeln radikal, denn im Gegensatz zum eigenen Mitarbeiter hat der Partner ein unternehmerisches Interesse. Das heißt: er muss Gewinne machen. Für uns hat das sowohl hilfreiche als auch weniger vorteilhafte Auswirkungen, auf die wir uns entsprechend einstellen sollten.
Der Partner handelt unabhängig und im eigenen Interesse
Anstatt Mitarbeiter direkt zu führen, wird die Zusammenarbeit über Verträge und Service Levels geregelt. Wir haben daher keinen direkten Einfluss auf die Leistungsqualität und auf das Verhalten der Mitarbeiter des Partners. Alles, was wir vom Partner fordern, müssen wir von nun an regelmäßig überprüfen und nachsteuern. Dafür brauchen wir klare Regeln und vor allem jemanden, der den Partner aktiv managt.
Die Ziele des Partners und seiner Mitarbeiter liegen außerhalb unseres Unternehmens.
Ein Partner hat den Vorteil, dass seine Mitarbeiter meistens keine eigenen Karriereziele in unserem Unternehmen verfolgen. Unser Vorteil: Auf den internen Nebenschauplätzen spielen sie nicht mit, sie können sich voll und ganz auf ihre Aufgabe konzentrieren. Der Nachteil: Mitarbeiter des Partners können bei anderen Kunden eingesetzt werden, oder sein Unternehmen verlassen. Für uns ist es deshalb essenziell zu kontrollieren, wie der Know-how Transfer und die Weiterbildung beim Partnerunternehmen geregelt werden.
Der Partner steht im Wettbewerb.
Das Schöne am Outsourcing ist, dass der Partner selbst dafür sorgen muss, gute Arbeit zu einem guten Preis zu leisten. Das heißt, er muss sein Know-how, seine Technologien und seine Leistungen ständig verbessern, indem er investiert. Eine unserer wichtigsten Aufgaben ist es daher, diesen Wettbewerb aufrecht zu erhalten. Daher sind kurze Vertragslaufzeiten und flexible Kündigungsmechanismen essenziell für die Qualität und für unsere Verhandlungsposition im Ernstfall.
Wie also entscheiden?
Die wichtigste Frage ist: Wann schadet es uns nicht, wenn der Partner potenziell eigensinnig handelt? Wo nutzt es uns sogar?
Am meisten nützt es uns, wenn der Partner an Ressourcen kommt, die wir selbst nicht in der gleichen Qualität aufbauen oder auslasten könnten. Das sind meist Spezialressourcen wie Marketing-Agenturen, Rechtsberater, oder Dienstleister in IT-Betrieb, Buchhaltung und Logistik. In diesen Bereichen lässt sich die Zusammenarbeit gut gestalten.
Strittig wird Outsourcing meist dort, wo wir Gefahr laufen, wichtige Ressourcen zu verlieren oder nicht aufzubauen. Im Vertrieb wollen wir lieber selbst die Beziehung zum Kunden aufbauen, obwohl der Partner einen besseren Zugang hätte. In der Entwicklung möchten wir selbst über das Technologie-Knowhow verfügen, obwohl es beim Partner liegt. Das Projektmanagement für Kundenaufträge und für die Unternehmensentwicklung halten wir für zu heikel, um es aus der Hand zu geben, obwohl wir dringend mehr Ressourcen bräuchten.
Dieser Widerspruch lässt sich nicht einfach lösen. Und so werden von der einen Seite externe Mitarbeiter als zu teuer angesehen, und es besteht auf der anderen Seite die Sorge, interne Ressourcen würden nicht ausgelastet werden. Das Ergebnis ist dann eine Pattsituation. Die Folge: Als Lösung wird viel zu häufig das Kostenargument vorgeschoben, weil es das am leichtesten nachvollziehbare ist.
Wie lässt sich der Konflikt auflösen?
Die Frage sollte sich nicht in erster Linie um die Kosten drehen. Über Outsourcing denken wir nach, weil uns Ressourcen fehlen. Und weil wir unsere Aufmerksamkeit in Führung und Strategie auf die Kernthemen fokussieren wollen, ohne uns mit Nebensachen und -Prozessen zu belasten. Die Frage lautet also: Wo bringt es uns vorwärts? Und dafür ist es sinnvoll, mehrere Spielarten in unterschiedlicher Tiefe durchzugehen, bevor wir die Entscheidung treffen.
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Dr. Torsten Herzberg. Unternehmensentwickler, Vorwärtsbringer, Org-Hacker.
Meine Auftraggeber - sie haben ein tolles Team und starke Ideen. Und sie haben größeres vor. Sie entwickeln neue Strategien, treiben Innovationen voran, ihr Unternehmen wächst. Dabei ist es vor allem die eigene Organisation und ihr Zusammenspiel, das ihnen im Wege steht. Gemeinsam überwinden wir diese Grenzen und heben das Team auf ein neues Leistungsniveau. Wir machen Ziele und Ideen umsetzbar, bereiten die Organisation auf Wachstum vor, und entwickeln notwendiges Know-how. Mit welchen Fragen sie noch zu mir kommen, erfahren Sie hier.